Bild im Pfarrhaus von Münster. Aufnahme Pius Werlen

  


 
                                                                                                                                                             
  Der Heiligen Theodul und der Teufel       
              

Der heilige Theodul ist auch als St. Theodor und St. Joder bekannt. Er war ca. 370 der erste Bischof des Wallis und hatte seinen Sitz in Octodurus, dem heutigen Martigny. Er wird oft dargestellt mit einem Teufel und einer Glocke. Eine alte Legende erzählt uns warum das so ist. Einmal, vor langer Zeit, war der Papst in Rom in grosser Gefahr. St. Theodul, der telepathische Fähigkeiten hatte, sah voraus, dass sich dieser in der kommenden Nacht schwer versündigen und sein Seelenheil verlieren würde. Wie konnte er nur dem Papst ohne Fernverbindung über eine so grosse Distanz warnen?

Glücklicherweise spielten vor dem Fenster des Bischofs drei kleine Teufelchen vergnügt in der Luft herum. Der Bischof fragte den ersten: „Bist Du schnell?“. Dieser antwortete „Ich bin so schnell wie der Wind!“. Der zweite: „Ich bin so schnell wie eine Kanonenkugel!“. Der dritte: „Ich bin so schnell wie ein Weibergedanke!“. Der Bischof wählte den Dritten, weil er sicher war, dass das der schnellste sein müsse. Er bat ihn, er möge so schnell wie möglich nach Rom und zurück fliegen und versprach ihm seine Seele, wenn sie am nächsten Morgen vor dem Hahnenschrei wieder zurück seien. Sie vereinbarten noch, den weissen Bischofshahn und den schwarzen Teufelshahn als Schiedsrichter walten zu lassen. Bevor sie abflogen, beauftragte der Bischof seinen Hahn heimlich, in der kommenden Nacht nicht zu schlafen und sofort zu krähen, sobald er ihn und den Teufel heimkehren sehe. Danach flogen sie in Teufelseile nach Rom, St. Theodul warnte den Papst, erhielt von diesem eine grosse Glocke als Dankesgeschenk, und schon traten sie den Rückflug an.

Der Teufel hatte nun eine schwere Doppellast: Den Bischof und die Glocke. Nichtsdestotrotz flogen sie schon kurz nach zwei Uhr nachts über die Alpen. Sobald der weisse Hahn das Doppelgespann sah, begann er sofort ganz laut zu krähen. Das weckte den Hahn des Teufels, und in der Meinung, es sei schon Morgen, schrie auch dieser, so laut er konnte.

Der Teufel wusste, dass er seine Wette verloren hatte und schmiss die Glocke wütend auf den Boden. Diese blieb aber unbeschadet und wurde in den Kirchturm gehängt. Von diesem Augenblick an hatte der Teufel grosse Angst vor der Theodulsglocke. Das ist der Grund, warum in vielen Kirchtürmen des Wallis und der Walsergegenden eine Glocke hängt, die dem heiligen Theodul geweiht ist. Man hat sie früher immer geläutet, wenn ein grosser Sturm oder sonst eine Gefahr drohte. Nach Meinung unserer Vorfahren waren alle Naturkatastrophen vom Teufel verursacht. Sie meinten auch, sobald dieser die Glocke läuten höre, ergreife ihn eine grosse Angst, und man könne so jedes Unheil abwenden. 

Text in der Fassung von Pius Werlen†, aus Ein Bergdorf mit Vergangenheit

 

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