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Ämter und Titel 14.-18. Jh. | |||||||
Im Bild Bannerherr Nikolaus Imwinkelried, gestorben 1792. Damals gehörte das Wallis nicht zur Schweiz. Es war eine unabhängige Föderation der sieben Kleinstaaten Goms, Brig, Visp, Raron, Leuk, Siders und Sitten. Die offizielle Bezeichnung der Föderation lautete "Republik Wallis". Sie wurde 1634 gegründet. Ihre obersten Amtsträger waren: |
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Der Landeshauptmann.
Er war der Präsident der Föderation. |
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Der Landesschreiber. Er
leitete die Kanzlei und war oberster Protokollführer. |
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Die Landvögte
und Kastlane. Sie verwalteten die Untertanengebiete im
Unterwallis und das Lötschental.
Landvögte und Kastlane waren in der Regel 2 Jahre im Amt. Kastlan
bezeichnet auch den Verwalter einer Burg. Der Kastlan von Gesteln
(heute Niedergesteln) war zugleich Vogt des Lötschentals und
im Rang den Landvögten gleichgestellt. |
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Die Grenze zum Unterwallis bildete
damals die Morges, ein Seitenfluss der Rhone westlich der Stadt Sitten.
Die Morges war damals auch Sprachgrenze. Talabwärts sprach man
Französisch. Talaufwärts einen archaischen deutschen Dialekt.
Heute wird in Sitten (Sion) und Siders (Sierre) französisch gesprochen. |
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Der Zendenmeier**,
Präsident des Kleinstaats und gewissermassen Finanz-, Justiz- und
Aussenminister. Er war auch oberster Richter und konnte Todesurteile
fällen. Amtsdauer 1 bis 2 Jahre. |
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Der Zendenweibel,
auch Statthalter und Vize Major genannt. Er war Vertreter des Zendenmeiers.
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Die übrigen Weibel waren
Gehilfen des Meiers (Herolde, Gerichtsdiener oder Personen mit polizeilichen
Aufgaben). |
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Der Bannerherr, auch Zendenfender genannt. Er war Verteidigunsminister, aber auch eine Art "Ombudsmann". Im Rang war er dem Zendenmeier gleichgestellt. Im 18. Jh. wurde er auf Lebzeiten gewählt. Im 14.-17. Jh. musste er in der Schlacht "mit tapferen Herzen und Mute" das Zendenbanner vorantragen (Banner = Fahne) und wurde für 2 bis 4 Jahre gewählt. |
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Der Zendenhauptmann war
dem Bannerherrn unterstellt und amtete als sein Stellvertreter. |
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Zendenmeier,
Bannerherr und ihre Sellvertreter wurden an
der
Zendenversammlung mit Handmehr gewählt
(Versammlungsdemokratie). Zendenmeier und Bannerherr - und zur Zeit
der Fürstbischöfe auch Boten (Volksvertreter,
die nicht auch Beamte waren) - vertraten den Zenden Goms im Landrat.
Der Landrat wählte den Landeshauptmann und die übrigen Magistraten
(hohe Beamte) der Republik. Im Landrat
hatte jeder der sieben Zenden gleich viele Stimmen. Das war dem
Zenden Goms besonders wichtig, da er relativ wenig Einwohner hatte. |
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Fürstbischof.
Im 4. Jh. wird der heilige Theodul als erster Bischof von Sitten erwähnt.
Im 10. Jh. übergibt der König von Burgund das Wallis dem
Bischof von Sitten als Grafschaft. Von nun an ist er geistlicher
und weltlicher Herrscher. Im 11. Jh. wird der Bischof als Graf
von Wallis Lehensmann
des deutschen Kaisers. Einen Teil der Ländereien geht an
die Abtei St - Maurice und an die Grafen von Savoyen. 12.
Jh., Beginn der Feudalherrschaft. Bischöfliche
Dienstleute, aus dem norditalienischen Kleinadel stammend, siedeln
in Naters,
Mörel
und Ernen. |
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Der erste war Walther
von der Flühe (alias Supersaxo, 1457-1482). Der bekannteste Mathäus
Schiner (1499-1522). Beide waren Bauernsöhne und stammten aus der
Pfarrei Ernen. Sie waren fromm. Bekannt wurden sie aber als Kriegsherren.
Der erste eroberte im Kampf gegen Savoyen das Unterwallis und am Genfersee
Chillon und Evian. Der zweite war zuerst erfolgreich im Kampf gegen
Frankreich, verlor aber dann als Kardinal die Schlacht von Marignano. PS: De facto entsprach das Wallis
schon seit 1455 der eingangs geschilderten Föderation der Kleinstaaten (mit
Landrat etc.) -
mit dem Unterschied, dass der Fürstbischof deren "Präsident" war. |
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Landeshauptmann
zur Zeit der Fürstbischöfe, 1455-1634. Er
hatte eine Doppelfunktion als weltlicher Statthalter des Fürstbischofs
und als von den Zenden gewähltes ziviles Oberhaupt. Deshalb
war er auch manchmal Gegenspieler der Fürstbischöfe. |
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Landeshauptmann
1388-1454. Oberster militärischer
Anführer
der Oberwalliser Bauerngemeinschaften. Ihre Gegner waren die
Feudalherren der Region Raron und die mit ihnen verbündeten
Berner, vor allem aber die Grafen von Savoyen. Aber auch Walliser
Fürstbischöfe,
die Verwandte ihrer Feinde waren oder sonst "nicht so taten,
wie sie sollten", wurden von den Oberwallisern bekämpft
und vertrieben. |
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Ammann
der Grafschaft Biel. Er
war der gewählte Vorsteher der Dörfer
Biel, Selkingen, Gluringen und Ritzingen. Diese Dörfer hatte
sich im 14. Jahrhundert von der Herrschaft der Grafen von Savoyen
freigekauft. Da der Ammann bis ins 16. Jahrhundert ähnliche
Kompetenzen wie der Zendenmeier hatte, konnten Burger der Grafschaft
Biel erst ab dem 17. Jahrhundert zum Zendenmeier gewählt werden. |
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Ammann
von Geren. Das Dorf Geren kaufte sich im 15. Jh.
frei, wurde aber im 16. Jh. ein Untertanengebiet
der Burgschaften Brig, Visp und Bürchen. Im Turnus wurde einer
ihrer Burger zum Amman von Geren ernannt. Seine Funktion
war vergleichbar mit der eines Kastlans oder Vogts. Dazu siehe
auch |
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Ritter
und Junker findet man in den von
mir erfassten Stammbäumen im 14. und 15. Jh. |
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Dominus, Domina.
Bis ins 19. Jh. werden in lateinischen Urkunden
Männer und Frauen, die selber oder deren Eltern "nicht zum
gewöhnlichen Volk" gehören, mit dem Titel Dominus (Herr),
Domina (Herrin) und Domini (Mehrzahl) erwähnt. Das konnte auch
ein Landwirt sein, dessen Vater Notar war oder die Ehefrau eines verstorbenen
Leutnants. Domini werden im Oberwallis erstmals im 12. Jh. erwähnt.
Diese waren Verwandte, Nachkommen und Dienstleute, der vom Bischof ins
Land geholten Majordomini (Meier) und Vicedomini. Oberhalb Visp stammten
die Majordomini, Vicedomini und Domini aus Norditalien und siedelten
in Naters, Mörel und Ernen. |
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Notare. Sie
verfassten
Verträge, schrieben Sitzungsprotokolle, Gerichtsurteile.
Damals fast alles in lateinischer Sprache. Sie waren ursprünglich
alle der bischöflichen Kanzlei in Sitten unterstellt. Ab dem
17. Jh. unterschied man in den Zenden zwischen dem Notarius curialis
(Sekretär des Zendenmeiers) und dem Notarius publicus (öffentliche
Schreiber). |
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Magister bedeutet
sowohl Lehrer, Gelehrter, wie auch Amtsträger. Im Goms ist in unseren
Stammbäumen ein Magister in der Regel einer, der zum Ortsvorsteher
(Gemeindepräsident) gewählt wurde. |
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Es gab im "alten
Wallis" noch eine Unzahl weitere zivile Ämter
und Titel. Sie alle aufzuführen würde den Rahmen der vorliegenden
Darstellung sprengen. |
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Oberschicht:
Der Bischof,
der Abt von
St - Maurice,
die Würdenträger der bischöflichen Hofstatt (Domherren,
Grossdekan, Grosssakristan usw.) und die Pfarrherren
einiger Grosspfarreien
wie Naters, Ernen und Münster. Diese Ämter waren mit reichen
Pfründen verbunden. Sie hatten ebenfalls politischen Einfluss,
die Pfarrherren der Grosspfarreien allerdings nur bis ca. 1550. Kirchlich
war der Abt von St. Maurice nicht dem Bischof von Sitten unterstellt
und in der Feudalzeit besass er neben St. Maurice u. A. auch Vouvry,
Salvan, das Val de Bagnes und Vétroz. |
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Übrige weltliche
Geistlichkeit: Pfarrherren und Rektoren.
Rektor war der Titel der Vorsteher von Nebenaltären oder Kirchen
in einer Grosspfarrei, wie auch der Titel für
die Vorsteher einer kirchlichen Bildungsanstalt und anderer kirchlichen
Einrichtungen. Auf der
untersten Stufe standen
der Kaplan. Er und der Vikar waren
Hilfgeistliche des Pfarrers. Wobei der Letztere den Pfarrer bei
Abwesenheit oder Krankheit vertreten durfte. Pro Zenden
gab es
noch
einen
Pfarrherren,
der als Supervigilant
- später Bezeichnung Dekan -
eine Art bischöflicher Oberaufseher war (Im Goms war dies der Pfarrer
von Münster oder Ernen). Das Untertanengebiet Lötschental
unterstand kirchlich direkt dem Bischof. Sein dortiger Vertreter war
der Pfarrer von Kippel, Prior von
Lötschen genannt. |
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Übrige Ordensleute.
Bei den Ordensleuten finden wir auf der untersten Stufe die Ordensmitglieder
ohne Priesterweihe
(Schwestern, Brüder).
Ordensleute mit Priesterweihe wurden Pater genannt.
Ihre Vorgesetzten waren ein Abt, Prior, Oberer
oder eine Oberin. In der Feudalzeit
stammten die Äbte
von St - Maurice aus dem höheren Adel Savoyens. Nach der Eroberung
des Unterwallis waren die Äbte von St - Maurice Oberwalliser. Der
erste in der Reihe war der aus Münster stammende Adrian
von Riedmatten. Grossen Einfluss hatten im alten Oberwallis seit
dem 17. Jh. die Wanderprediger und Aushilfen des Kapuzinerklosters Wesemlin
bei Luzern und im 19. die Aushilfen der
Redemptoristen von Chur. In der Erziehung der Oberschicht spielten vor
1800 die Jesuitenkollegien von Sitten und Brig eine wichtige Rolle. Als
um
1850 die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde, kam
bis ca. 1950 die Mehrheit der Lehrerinnen aus dem Ursulinenkloster
von Brig. |
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