Aufnahme Pius Werlen  


Verschneiter "Schlafender Petrus"
Holzskulptur 15. Jh., vor der Pfarrkirche von Münster

 
                                                                                                           
  Lawinen  
            

Nach grossen Schneefällen oder bei Tauwetter, ist im Obergoms das ferne Donnern der Lawinen ein gewohntes Geräusch. Ein gewaltiges Naturerlebnis sind grosse Lawinen, die bis in den Talboden vordringen. Sie bedeuten aber auch eine grosse Gefahr für Mensch und Gut. Die Angst vor dem Weissen Tod sitzt tief im Bewusstsein der Bewohner der Alpentäler.
__________________

Obergoms Februar 1999



1. Die Häuser von Geschinen. 2. Der Lawinenkegel der Trützitallawine vom 23. Februar 1999. Sie zerstörte am östlichen Dorfrand von Geschinen ein Wohnhaus und tötete einen Menschen. 3. Die Häuser von Ulrichen. 4. Uelrichergale. Vermutete Abbruchstelle der Lawine vom 4. Februar 1836. Sie zerstörte am westlichen Dorfrand ein Wohnhaus und tötete 4 Menschen. 5. Vermutete Abbruchstelle der Lawine vom 18. Februar 1720. Im Talboden zerstörte sie die meisten Gebäude von Obergesteln. 70 Menschen starben in den Trümmern. Bei 6 staute sie die Rohne und kam erst am Fuss des gegenüberliegenden Talhangs zum Stillstand.
__________________

Obergoms Lawinen 1700-1999

Grafik aus IRK Spezialbericht zum Lawinenwinter 1951 plus  eigene Eintragungen

Die Karte zeigt schraffiert die Lawinenniedergänge im Februar 1951. In Rot und Blau die übrigen, zwischen 1700 und 1999 dokumentierten Lawinen.

Im Februar 1951 gab es im Obergoms keine Lawinenopfer. In anderen Landesteilen starben aber 91 Menschen den Weissen Tod. Getroffen wurde das Goms 1970. Am 24. Februar tötete in Reckingen (5) die Bächitalawine 30 Menschen. In Obergesteln (6) erinnert auf dem Friedhof ein Steinkreuz an die Lawinenkatastrophe von 1720. Inschrift:

  
   O.MENSCH.BETRACHT.WOLL.DISEN.FALL.
     HIER.LIGEN.84.PERSONE.AN.DER.ZAHLL.
     ZUSAMEN.BEGRABEN.DIE.UMKOMEN.IM.SCHNEE.
     DEN.18.TAG.HORNUNG.1720.JAHRS.ISTS.GESCHE.
     O.GOTT.DIER.SEI.ES.KLAGT.
     ERBARMEN.DICH.DER.ARMEN.SEELEN.IN.DISEM.GRAB.

Der Februar, früher Hornung genannt, ist der Monat mit den grössen Schneefällen. Riesige Staublawinen stürzen dann mit bis 400 kmh in die Täler. Voll entwickelt, können sie sogar Dämme und Steigungen überspringen. Tod und Zerstörungen verursachen nicht nur die Schneemassen, sondern auch der gewaltige Luftdruck. Im April, zur Zeit der grösste Schneeschmelze, sind sogenannten Grundlawinen häufig. Sie sind relativ harmlos. Langsam, ähnlich wie Lava, fliessen sie den Bachläufen entlang ins Tal. Heute werden die Dörfer immer besser durch Lawinenverbauungen geschützt.
                                                                                                 
__________________

 

 
 R.I.P.
Gedenken wir aller, die durch Lawinen ihr Leben verloren. Stellvertretend seien hier genannt:
 
 
  Cäcilia Walther-von Riedmatten. Sie, ihre 5 Kinder, ihr Ehemann und 85 weitere Menschen erlitten am 18. Februar 1720 in Obergesteln den Lawinentod.  
  Katharina Andereggen-Biderbost. Sie und zwei ihrer Kinder starben in der Lawine, die am 17. Januar 1827 in Biel und Selkingen insgesamt 34 Menschen tötete.  
  Franz Udalrich Werlen.Er wurde 3 Jahre alt. Am 4. Februar 1836 ertlitten er, seine Mutter und zwei weitere Geschwister in Ulrichen den Lawinentod.  
  Otto Zehner-Jost. Er wurde 92 Jahre alt. Er starb in seinem Haus in Geschinen in der Lawine vom 23. Februar 1999.  
  Pius Werlen-Ducret. Er wurde 56 Jahre alt. Am 28. April 2002 riss ihn in den Bergen südlich von Geschinen eine Lawine in den Tod.  

 
Der Herr gebe ihnen die ewige Ruhe.
__________________

Familien deren Hab und Gut durch Lawinen zerstört wurden mussten unter grossen Entbehrungen alles wieder aufbauen. Erschreckend gross war dann die Kindersterblichkeit.  Anna Maria Guntern-Aufdereggen verlor in der Nacht auf den 17. Januar 1827 in Biel in der Lawine fünf ihrer sechs Kinder. Nach der Lawine wurde sie ab November 1827 noch neun mal Mutter. Diese Kinder lebten 1827-1827, 1829-1829, 1830-1830, 1831-1832, 1833-1833, 1834-1838, 1835-1836, 1836-1902 und 1837-1837.

 
_________________   
Zurück . Zurück zur Startseite . Sitemap . Kontakt