Es
gab auch Verurteilungen wegen Hexerei + Ketzerei, z.b. wenn eine wegen
Schadenshexerei verhaftete Person unter der Folter auch gestand Gott
geleugnet zu .haben.
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Kurze Geschichte
der Verfolgung der Schadenshexerei
Die heidnischen Kelten, Germanen und Slawen glaubten an Schadenshexerei
und verfolgten und töteten Verdächtigte. Die Kirche lehnte
den Glauben an Schadenshexerei ab. Im Jahre 785 wurde am Konzil von
Paderborn der Glauben an Hexen und ihre Verfolgung unter Strafe gestellt.
Wer im Reich Karl des Grossen Hexen verfolgte wurde hingerichtet.
Im 15. Jh. gab es kirchliche Anklagen gegen Anhänger der so genannten
Hexenlehre. Das weckte in Ländern mit schwacher Zentralgewalt die
bisher unterdrückte Verfolgung der Schadenshexerei Verdächtigter.
Der Straftatbestand der Zauberei wurde durch die zivile Justiz eingeführt
und von dieser verfolgt.. Den Höhepunkt erreichten Hexenverfolgungen
in reformierten Gebieten. Martin
Luther schrieb:
"Es ist ein überaus gerechtes Gesetz,
dass die Zauberinnen getötet werden, denn sie richten viel Schaden
an, was bisweilen ignoriert wird, sie können nämlich Milch,
Butter und alles aus einem Haus stehlen… Sie können ein Kind
verzaubern… Auch können sie geheimnisvolle Krankheiten im
menschlichen Knie erzeugen, dass der Körper verzehrt wird…
Schaden fügen sie nämlich an Körpern und Seelen zu, sie
verabreichen Tränke und Beschwörungen, um Hass hervorzurufen,
Liebe, Unwetter, alle Verwüstungen im Haus, auf dem Acker, über
eine Entfernung von einer Meile und mehr machen sie mit ihren Zauberpfeilen
Hinkende, die niemand heilen kann... Die Zauberinnen sollen getötet
werden, weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder…
Sie schaden mannigfaltig. Also sollen sie getötet werden, nicht
allein weil sie schaden, sondern auch, weil sie Umgang mit dem Satan
haben".
NB: Es gab katholische Theologen, die
ähnliches schrieben.
Die Hexenverfolgungen dauerten von 1450-1750. Die Angaben über
Opferzahlen sind widersprüchlich. Die meisten Schätzungen
gehen davon aus, das in Europa rund 100'000 Menschen hingerichtet wurden.
Vergleichsweise wenige Hinrichtungen wegen Schadenszauberei gab es dort,
wo die Inquisition mächtig war oder aufgeklärte Fürsten
regierten. Die meisten Hinrichtungen gab es in Regionen, wo naturnahes
Volkstum und volksnahe Behörden existierten.
Das war auf dem Gebiet der heutigen Schweiz der Fall. Entsprechend gab
es dort im Verhältnis zu Bevölkerung die meisten Hinrichtungen
(rund 10'000). Im Wallis schätzungsweise 800, in Graubünden
1000, davon die meisten in den Walsergebieten. In Zürich, wo die
Landbevölkerung ihre Richter nicht selber wählen durfte, gab
es nur 80 Hinrichtungen. Anderen Quellen zufolge, die keine Zahlen nennen,
soll es regional am meisten Hinrichtungen im Rheinland und im Wallis
gegeben haben. In Angaben über Opferzahlen werden manchmal auch
die Hinrichtungen wegen Ketzerei mitgerechnet.
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Ketzerei
Hexerei und Ketzerei zusammengezählt, gab es schweizweit die meisten
Hinrichtungen auf dem Gebiet des heutigen Kantons Waadt (rund 1700).
Die meisten Hingerichteten waren Waldenser (franz. Vaudoise). In Lausanne
war bis 1536 der Sitz der auch für das Wallis zuständigen
Inquisition (Dominikanerkonvent). Zeitweise gab es auch einen Inquisitionssitz
in Zürich, der sich mit Lausanne wegen der Zuständigkeit für
das Oberwallis stritt.
Nach dem zweiten Konzil von Trient (1562-1563) hatte der für das
Bistum Wallis zuständige Inquisitor seinen Sitz im Mailand. Der
bekannteste Inquisitor war der im Wallis verehrte, spätere Hl.
Karl Borromaeus. Im Wallis bekämpfte er innerkirchliche Missstände
und die Ausbreitung des Protestantismus.
Im Wallis gab es in der Amtszeit des Bichofs de Gualdo eine grosse Ketzerverfolgung.
1428-1429 liess er rund 700 Ketzer und Ketzerinnen verhaften. Von diesen
wurden 200 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Nach der Machtübernahme
durch die Oberwalliser 1457, gab es, von möglichen Einzelfällen
abgesehen, keine eigentlichen Ketzerverfolgungen. Eine Ausnahme war
die Vertreibung der Protestanten im 16. Jh. Später war man gegenüber
Andersgläubigen toleranter. Unbehelligt blieben sogar die atheistischen
Anhänger Voltaires, unter ihnen auch ein wohlhabender Münstiger.
Die Chronik berichtet über ihn, dass er 1767 "ohne Priester
starb, obwohl 13 Geistliche in Münster anwesend waren".
Widersprüchliche Angaben über
die Anzahl der Hinrichtungen wegen Ketzerei oder Hexerei. Gemäss
verschiedenen Quellen wurden in der Waadt rund 1'700 Menschen hingerichtet.
Im bereits erwähnten Buch von Franz Rueb ist nachzulesen, dass
es dort allein 1591-1680 mehr als 3'000 Hinrichtungen gab, "in
der Rangordnung dicht gefolgt von Freiburg und Wallis". PS: Die
wirklichen Zahlen werden, was das Wallis betrifft, wohl für immer
unbekannt bleiben. Man nimmt an, dass die Mehrheit der Prozessakten
verloren ging oder vernichtet wurde, u. a. weil diese von den Verantwortlichen
oft zu Hause aufbewahrt wurden!
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Kardinal Albizzi
Ihm unterstand die römische Inquisition, als diese im Sommer 1652 über
den Ausbruch neuer Hexenverfolgungen im Bistum Chur informiert
wurde. Der Machtbereich der römischen Inquisition beschränkte
sich damals auf das italienische Festland. Dort gab es seit 150 Jahren
keine
Hexenverfolgungen,
wie sie noch in der Schweiz und Deutschland üblich waren. Für
besonderen Abscheu sorgte in Rom im Jahre 1655 die Mitteilung, dass
in Graubünden 15
Walserkinder wegen Hexerei vor der Hinrichtung
standen. Da Roms Einfluss auf die dortige weltliche Justiz gering war,
erreichte
Kardinal Albizzi, dass diese Kinder vom Vatikan freigekauft
wurden und nach Mailand zu Pflegeltern kamen. Die 15 Kinder waren Waisen.
Ihre Eltern hatte man wegen Hexerei bereits hingerichtet. Alle Eltern
und Kinder stammten aus einer kleinen Walsersiedlung,
deren Name hier ungenannt bleibt.
Weniger Erfolg hatte die Inquisition 1712, als im rätoromanischen
Teil Graubündens vier Mädchen im Alter zwischen 10 und 14 Jahren wegen
Hexerei verhaftet wurden. Der Ortspfarrer versuchte die Kinder zu retten
und
wandte sich
deshalb direkt an den für das Bistum Chur zuständigen Inquisitor
in Como. Dieser schlug vor die Kinder freizulassen oder sie ihm zur
Erziehung und Unterbringung zu übergeben. Die
weltlichen Richter dachten aber gar nicht daran Milde walten zu lassen.
Die beiden älteren Mädchen wurden hingerichtet. Bei den beiden
jüngern entschied das Gericht "In Anbetracht ihres zarten
Alters, sie nicht durch den Hand des Henkers sterben zu lassen, sondern
den Eltern die Wahl zu lassen, entweder mit ihnen auszuwandern oder
sie zu vergiften". Die Eltern entschieden sich für die Vergiftung.
Die 11-jährige Maria Barbara starb sofort nach Einnahme des
Giftes, die zehnjährige Katharina starb erst nach zweimonatigem
Leiden und einer zweiten Giftverabreichung.
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Jedem der sich für die Rolle der Kirche bei den Hexenverfolgungen
interessiert, empfehle ich die objektiven Publikationen
von Dr. Rainer Decker,
geb. 1949, Studiendirektor in Paderborn. Besonders lesenswert, trotz
des etwas reisserischen Titels, sein Buch "Die Päpste und die
Hexen",
2003 erschienen im Primus Verlag. Im Buch werden auch jene Fälle beschrieben,
in denen auch die Inquisition Hexerei verfolgte, z. B. bei Missbrauch oder
Nachäffung von Sakramenten, Hostienfrevel,
Nekromantie etc.
Was die Rolle der Kirche betrifft, sind
die meisten anderen Publikationen weniger objektiv. Darunter
leider auch die sonst hochinteressante, 650-seitige Dokumentation "Hexen
und Zauberei". 1987, anlässlich einer gleichnamigen
Landesaustellung
in Graz, kam sie in zwei Bänden in den Buchhandel. In der in Zusammenarbeit
mit der Universität Wien entstandenen Veröffentlichung,
wird der Hl. Thomas von Aquin als Vordenker der Hexenverfolgen vorgeführt
- und die Hexenverfolgungen werden mit dem Judenverfolgungen der Nazis
in einen Kontext gebracht. Ohne
die Rolle der Kirche verharmlosen zu wollen, hoffe ich derartige Ansichten,
mit der Darstellung auf meiner Website etwas zu korrigieren.
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Ende der
Beiträge zur Hexerei und deren Verfolgung. Wenn wir darüber den
Kopf schütteln, sollten wir beachten, dass in 300 Jahren
vielleicht auch über Grausamkeiten der heutigen Zeit der Kopf geschüttelt
wird. Gründe gibt es genug.
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