Ausschnitt aus einem Offizierspatent
1743, Königreich Sardinien - Piemont.
Original im Besitz von Joseph Pfefferle, Münster.

 
                                                                                                    
  Militärorganisation im 18. Jh.  
            

Der Zenden Goms stellte ungefähr 300 Wehrmänner, den sogenannten "Auszug". Ihre Offiziere: Bannerherr > Zendenhauptmann > Unterhauptmann > Leutnant. Letzterer wurde vor 1600 Wachtmeister genannt. Unterhauptmann und Leutnant, resp. Wachtmeister, wurden in der Regel von der Mannschaft gewählt. Bannerherr und Zendenhauptmann wurden durch die Zendenversammlung gewählt. Wie bereits auf der Seite Ämter und Titel erwähnt, war der Bannerherr nicht nur oberster Offizier, sondern auch eine Art Verteidigungsminister. Da jeder Zenden ein souveräner Kleinstaat war, kümmerte er sich auch selber um seine Ausrüstung. Er hatte auch das Recht, ohne Abstimmung mit den übrigen Zenden mit dem Ausland Verträge abzuschliessen oder Kriegszüge zu unternehmen.

Auf der Stufe Föderation (Republik Wallis) war der Kriegsrat der Republik Wallis zuständig. Er setzte sich aus den Bannerherren der sieben Zenden zusammen. Der Landrat wählte aus der Reihe der Bannerherren einen zum Oberst oder Kriegsgeneral und - ihm unterstellt - einen zum Oberst von Unterwallis. Die Obersten und Bannerherren besassen in der Regel grosse Kriegserfahrung (als ehemalige oder noch aktive Truppenführer in ausländischen Diensten). Der Kriegsrat konnte ca. 3000 Wehrmänner aufbieten. In etwa nochmals so viele griffen zu den Waffen, wenn der "Landsturm" (Kinder und Alte, die eine Waffe tragen konnten) aufgerufen wurde.
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Die meisten vor 1880 in der Obergommer Genealogie erwähnten Offiziere und Unteroffiziere haben ihre Titel im Ausland erworben. Sie entsprachen den heute üblichen Bezeichnungen. Allerdings ist zu beachten, dass Offiziere in bestimmten Positionen einen Orden erhielten, der mit einem höheren Titel, einem Adelsprädikat und einem entsprechendem Sold verbunden war. Die nachfolgende Tabelle hilft Ihnen die in den Stammbäumen erwähnten Titel einzuordnen.

 
Zusammensetzung des Schweizerregiments d'Affry
In französischen Diensten, anlässlich einer Inspektion im Mai 1792.
In Klammer Anzahl Walliser.
Funktion Anzahl Militärischer Rang Titel in Chroniken, Stammbäumen etc.
Regimentskommandant 1 Oberst Graf und Generalleutnant
Regimentskom.-Stellvertreter 1 Oberstleutnant Graf und Generalleutnant
Adjutanten 4 Aide-Major Baron und Oberst
Fähnriche 4 Fähnrich Hauptmann
Quartiermeister 1 Quartiermeister Ritter und Oberstleutnant
Chirurgen u. Ärzte 8 Chirurg, Feldscherer Chirurg, Dr., Feldscherer
Feldprediger 2 (2) Feldprediger Feldprediger
Richter 1 Grossrichter Grossrichter und Ritter
Bataillonskommandanten 4 Major Baron und Oberst
Stabskompanien, Kommandanten 2 Hauptmann Ritter und Oberstleutnant
Stabskompanien, Kommandanten 1 Hauptmann Hauptmann
Stabskompanien, Zugführer 2 (1) 1. Leutnant Ritter und Oberstleutnant
Stabskompanien, Zugführer 1 1. Leutnant Leutnant
           "                         " 3 2. Leutnant Leutnant
           "                         " 3 1. Unterleutnant Kadett oder Leutnant
           "                         " 2 2. Unterleutnant Kadett oder Leutnant
Übrige Kompanien, Kommandanten 12 Hauptmann Hauptmann
Übrige Kompanien, Zugführer 12 (1) 1. Leutnant Leutnant
           "                         " 12 2. Leutnant Leutnant
           "                         " 12 1. Unterleutnant Kadett oder Leutnant
           "                         " 10 2. Unterleutnant Kadett oder Leutnant
       
Total Offiziere 90 (4)    
Unteroffiziere und Soldaten 2075 (3-?) Mann Sergant, Soldat, Gardist u. A.
Gesamttotal 2165 Mann  
 

Der Oberst war meistens auch der Inhaber des Regiments. D. h. er hatte mit der ausländischen Macht einen Vertrag, der ihn verpflichtete, für einen vereinbarten Geldbetrag ein Regiment zu rekrutieren, zu unterhalten und zu führen. Es gab Regiments-Inhaber die sich verkalkulierten und in Konkurs gingen. Zur Senkung des Risikos wurden deshalb häufig Kompanieführer als Subkontrakter eingesetzt.

1792 gab es
35 derartige Schweizerregimenter, davon zwei im Besitz von Walliserfamilien (Regiment de Courten im Dienste Frankreichs und Regiment de Kalbermatten im Dienste Sardinien-Piemonts).

Am Vorabend der Französischen Revolution waren rund 75'000 Schweizer (Walliser miteingerechnet) im Ausland dienstverpflichtet.

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Unter den Schweizern, die damals dem König von Frankreich dienten, war auch der Unteroffizier Bartholomaeus Walther, 1758 in Selkingen geboren. 1799 beteiligte er sich als Hauptmann am 2. Aufstand der Oberwalliser gegen die Franzosen. Über ihn lesen wir in einem Geschichtsbuch von 1927:
"Der letzte Widerstand. Bei Visp sammelte Bartholomäus Walther nochmals eine Schar von 200 Kriegern. Als am 29. Mai der Feind sengend und plündernd das Tal heraufkam, stellten sie sich zur Wehr. Sie mussten sich aber ergeben. Walther sprengte in einen Garten und wehrte sich heldenhaft gegen die feindliche Übermacht. Alle Aufforderungen, sich zu ergeben, wies er zurück. Mit dem Ruf  'Es lebe die alte Freiheit'  sank er vom Pferde."

PS: Auf der Seite der Franzosen kämpften auch Schweizer. Die meisten kamen aus dem Waadtland und dem Unterwallis. Ihr Anführer war der in Sitten geborene François Schiner, Generaladjutant der Helvetischen Republik. Ihr Freiheitsideal entsprach eher dem, was wir heute unter Demokratie verstehen.

Quellen:
Land an der Jungen Rhone, von Prof. Ferdinand Kreuzer.
Blätter aus der Wallisergeschichte, Staatsarchiv.
Treue und Ehre, von P. de Vallière.
Schweizer in fremden Diensten, von Hans Rudolf Fuhrer und Robert-Peter Eyer.
u. A.
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Paris, 10. August 1792. Der Untergang des Regiments d'Affry.
Ausschnitt aus einem Gemälde von Bertaux. 
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