Der
Zenden Goms stellte ungefähr 300 Wehrmänner, den sogenannten "Auszug".
Ihre Offiziere: Bannerherr > Zendenhauptmann > Unterhauptmann > Leutnant.
Letzterer wurde vor 1600 Wachtmeister genannt. Unterhauptmann und
Leutnant, resp. Wachtmeister, wurden in der Regel von der Mannschaft
gewählt. Bannerherr und Zendenhauptmann wurden durch die Zendenversammlung
gewählt. Wie bereits auf der Seite Ämter
und Titel erwähnt, war der Bannerherr nicht nur oberster
Offizier, sondern auch eine Art Verteidigungsminister. Da jeder Zenden
ein souveräner Kleinstaat war, kümmerte er sich auch selber
um seine Ausrüstung. Er hatte auch das Recht, ohne Abstimmung
mit den übrigen Zenden mit dem Ausland Verträge abzuschliessen
oder Kriegszüge zu unternehmen.
Auf der Stufe Föderation
(Republik Wallis) war der Kriegsrat der
Republik Wallis zuständig. Er setzte sich aus den Bannerherren
der sieben Zenden zusammen. Der Landrat wählte aus der Reihe
der Bannerherren einen zum Oberst
oder Kriegsgeneral und - ihm unterstellt
- einen zum Oberst von Unterwallis.
Die Obersten und Bannerherren besassen in der Regel grosse Kriegserfahrung
(als ehemalige oder noch aktive Truppenführer in ausländischen
Diensten). Der Kriegsrat konnte ca. 3000 Wehrmänner aufbieten.
In etwa nochmals so viele griffen zu den Waffen, wenn der "Landsturm" (Kinder
und Alte, die eine Waffe tragen konnten) aufgerufen wurde.
______________________________
Die meisten vor 1880 in der Obergommer Genealogie erwähnten Offiziere
und Unteroffiziere haben ihre Titel im Ausland erworben. Sie entsprachen
den heute üblichen Bezeichnungen. Allerdings ist zu beachten, dass Offiziere
in bestimmten Positionen einen Orden
erhielten, der
mit einem höheren
Titel, einem Adelsprädikat und einem entsprechendem Sold verbunden war.
Die nachfolgende Tabelle hilft Ihnen die in den Stammbäumen erwähnten
Titel einzuordnen. |
|
Zusammensetzung
des Schweizerregiments d'Affry In französischen Diensten, anlässlich
einer Inspektion im Mai 1792.
In Klammer Anzahl Walliser. |
Funktion |
Anzahl |
Militärischer Rang |
Titel in Chroniken, Stammbäumen etc. |
Regimentskommandant |
1 |
Oberst |
Graf und Generalleutnant |
Regimentskom.-Stellvertreter |
1 |
Oberstleutnant |
Graf und Generalleutnant |
Adjutanten |
4 |
Aide-Major |
Baron und Oberst |
Fähnriche |
4 |
Fähnrich |
Hauptmann |
Quartiermeister |
1 |
Quartiermeister |
Ritter und Oberstleutnant |
Chirurgen u. Ärzte |
8 |
Chirurg, Feldscherer |
Chirurg, Dr., Feldscherer |
Feldprediger |
2 (2) |
Feldprediger |
Feldprediger |
Richter |
1 |
Grossrichter |
Grossrichter und Ritter |
Bataillonskommandanten |
4 |
Major |
Baron und Oberst |
Stabskompanien, Kommandanten |
2 |
Hauptmann |
Ritter und Oberstleutnant |
Stabskompanien, Kommandanten |
1 |
Hauptmann |
Hauptmann |
Stabskompanien, Zugführer |
2 (1) |
1. Leutnant |
Ritter und Oberstleutnant |
Stabskompanien, Zugführer |
1 |
1. Leutnant |
Leutnant |
" " |
3 |
2. Leutnant |
Leutnant |
" " |
3 |
1. Unterleutnant |
Kadett oder Leutnant |
" " |
2 |
2. Unterleutnant |
Kadett oder Leutnant |
Übrige Kompanien, Kommandanten |
12 |
Hauptmann |
Hauptmann |
Übrige Kompanien,
Zugführer |
12 (1) |
1. Leutnant |
Leutnant |
" " |
12 |
2. Leutnant |
Leutnant |
" " |
12 |
1. Unterleutnant |
Kadett oder Leutnant |
" " |
10 |
2. Unterleutnant |
Kadett oder Leutnant |
|
|
|
|
Total Offiziere |
90 (4) |
|
|
Unteroffiziere und
Soldaten |
2075 (3-?) |
Mann |
Sergant, Soldat, Gardist u. A. |
Gesamttotal |
2165 |
Mann |
|
Der Oberst war meistens
auch der Inhaber des Regiments. D. h. er hatte mit der ausländischen
Macht einen Vertrag, der ihn verpflichtete, für einen vereinbarten
Geldbetrag ein Regiment zu rekrutieren, zu unterhalten und zu führen.
Es gab Regiments-Inhaber die sich verkalkulierten und in Konkurs
gingen.
Zur Senkung des Risikos wurden deshalb häufig Kompanieführer als
Subkontrakter eingesetzt.
1792 gab es 35 derartige
Schweizerregimenter,
davon zwei im
Besitz
von Walliserfamilien (Regiment de Courten im Dienste
Frankreichs
und Regiment
de Kalbermatten
im Dienste Sardinien-Piemonts).
Am Vorabend der Französischen Revolution waren rund 75'000 Schweizer
(Walliser
miteingerechnet)
im Ausland dienstverpflichtet.
______________________________
Unter
den Schweizern, die damals dem König von Frankreich dienten,
war
auch der Unteroffizier Bartholomaeus
Walther,
1758 in Selkingen geboren. 1799 beteiligte er sich als Hauptmann am
2. Aufstand der Oberwalliser gegen die Franzosen. Über ihn lesen
wir in einem Geschichtsbuch von 1927:
"Der letzte
Widerstand. Bei Visp sammelte Bartholomäus Walther nochmals eine Schar
von 200 Kriegern. Als am 29. Mai
der Feind
sengend und plündernd das Tal heraufkam, stellten sie sich zur
Wehr. Sie mussten
sich aber ergeben. Walther sprengte in einen Garten und wehrte sich
heldenhaft gegen die feindliche Übermacht. Alle Aufforderungen,
sich zu ergeben, wies er zurück. Mit dem Ruf 'Es
lebe die alte Freiheit' sank er vom Pferde."
PS: Auf der Seite der Franzosen kämpften auch Schweizer. Die
meisten kamen aus dem Waadtland und dem Unterwallis. Ihr
Anführer
war
der
in Sitten geborene François Schiner, Generaladjutant der Helvetischen
Republik.
Ihr
Freiheitsideal
entsprach
eher
dem,
was
wir
heute unter
Demokratie
verstehen.
Quellen:
Land an der Jungen Rhone, von Prof. Ferdinand Kreuzer.
Blätter aus der Wallisergeschichte, Staatsarchiv.
Treue und Ehre, von P. de Vallière.
Schweizer in fremden Diensten, von Hans Rudolf Fuhrer und Robert-Peter Eyer.
u. A.
______________________________
Paris, 10. August 1792. Der Untergang
des Regiments d'Affry.
Ausschnitt
aus einem Gemälde
von Bertaux.
______________________________
Auf den nächsten Seiten Einkommen
aus Dienstverhältnissen !
|
|