Mit freundlicher Genehmigung von Frederico Bona      Walliser Soldat im Dienste des Königreichs Sardinien-Piemont
 
                                                                                                            
  Einkommen aus Dienstverhältnissen       Seite 1 von 2    
              

Der abgebildete Soldat diente um 1750 im Regiment de Kalbermatten. Seine Bezahlung entsprach der eines Taglöhners in der Heimat. Wer nicht zum Unteroffizier aufstieg, brachte auch nach jahrelanger Dienstzeit kaum Ersparnisse mit nach Hause.
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Die nachfolgende Tabelle zeigt Einkommen aus verschiedenen Jahrhunderten. Damit die Einkommen untereinander vergleichbar sind, zeigt die unterste zivile Einkommensstufe immer ein Monatseinkommen von brutto Fr. 3000. Die nachfolgenden Einkommen entsprechen den tatsächlichen Relationen.

Oliv hinterlegt sind in der Tabelle Dienstverhältnisse im ausländischen Sold.
Weiss hinterlegt sind Einkommen, die Berufsauslagen und standesgemässe Lebenshaltung deckten, aber in der Regel keine Ersparnisse erlaubten.
Gelb hinterlegt sind Einkommen, die je nach Situation durch weitere, nicht mitgerechnete Einnahmen verbessert wurden.
Grau hinterlegt sind Einkommen mit verschiedenen mitgerechneten Komponenten, z. B. teilweise Bezahlung in Naturalien.

 
Monatliche Brutto-Einkommen aus Dienstverhältnissen

1580

1650

1750
1830 1870 1950 2007

Familienvater. Unterste zivile Einkommensstufe
1750 Taglöhner. 1830-1950 Hilfsarbeiter in Spinnereien

3'000

3'000
3'000
3'000
3'000
3'000
3'000
Soldat. Vor 1600 meistens nur für einen Feldzug u. Veteranen oft mit doppeltem Sold. Ab 1700 Dienstzeit mindestens 3 Jahre 9'000
-18'000
5'000
3'000
2'000      

Steinbildhauer

 

5'000
6'000
5'000 5'500 5'500  

Druckerknecht, Typograph

 



9'400 7'700 5'000  
Uniformschneider, Waffenschmied  
5'000
       
Wachtmeister   18'000
8'000        
Feldweibel  
10'000        
Leutnant  
24'000        
Hauptmann. Vor 1600 oberster Rang in fremden Diensten und vor 1600 in der Regel ohne Soldvertrag, nur als Unternehmer tätig - 54'000
60'000        
Feldprediger im Hauptmannsrang  
30'000        
Chirurg im Majorsrang  
60'000        
Bataillonskommandant (Major)
    100'000        
Regimentskommandant (Oberst)
    150'000        
Generaldirektor eines grösseren Unternehmens (CEO)  
      40'000 170'000
Dorflehrer. 1830-1950 nur im Winter beschäftigt
 
  - 3'000 5'000  
Oberlehrer in städtischen Verhältnissen  
  4'500
     
Pfarreivorsteher
 
8'000   4'000 4'000  
Vorsteher einer Grosspfarrei  
17'000        
Magistraten, oberste Richter, Staatsräte
 
104'000 33'000
.... 10'000 17'000
Posthalter in dörflichen Verhältnissen  
    4'000 9'000  

Erläuterungen und Hinweise:

 

Einkommen aus der Zeit vor ca. 1850 werden in der Literatur nicht selten widersprüchlich dargestellt. Grund: Je nach Ort und Situation grosse Unterschiede in den Einkommen; unterschiedliche Berücksichtigung von Zuschlägen, Abzügen und Nebeneinkommen; fehlende oder unterschiedliche Berücksichtigung geldwerter Leistungen, wie z. B. freies Wohnen. Für wissenschaftliche Arbeiten empfehle ich Ihnen deshalb auch die Lektüre der auf Seite 2 unter Quellen genannten Publikationen.
 

 

Einkommens-Umrechnung
Die in der Tabelle auf Fr. 3000 umgerechneten Einkommen
entsprachen ungefähr:
1950 = 370 Schweizer Franken.
1870 = 50 Schweizer Franken.
1830 = 24 helvetische Franken.
1750 = 7 Gulden und 60 Batzen.
 

 

Früher hatten die meisten keinen oder nur einen geringen Barlohn
Die Einkommen der Taglöhner, Spinnereiarbeiter, Steinbildhauer, Druckerknechte, Uniformschneider und Waffenschmiede waren für das alte Wallis nicht typisch. Die grosse Mehrheit der Arbeitnehmer waren Knechte oder Mägde. Sie erhielten Unterkunft, Nahrung, Kleidung und gelegentlich etwas Taschengeld. In dieser Kategorie waren die meisten erwachsene Nachkommen oder Geschwister eines Bauern. In den Verzeichnissen des 19. Jh. werden sie als "Feldarbeiter" oder "Feldarbeiterin" erwähnt.
 

 

Zum Vergleich Bargeldbedarf einer Obergommer Bauernfamilie
Sie versorgte sich früher weitgehend selbst und benötigte nur wenig Bargeld.
Als im Verlaufe des ersten Weltkrieges (1914-1918) die Lebensmittel knapp wurden, stiegen die Preise. Auch die Obergommer Bauern profitierten davon. Es kam mehr Geld ins Dorf. Als Folge nahm die Selbstversorgung ab.
Tücher, Kleider und Schuhe wurden jetzt nicht mehr selber hergestellt. Lebensmittel wurden zunehmend auch im Dorfladen eingekauft. Der Bargeldbedarf nahm zu.

Monatlicher Bargeldbedarf einer fünf- bis siebenköpfigen Bauernfamilie:
1910: 10 bis 20 Schweizer Franken = 10-20% eines damaligen Handlangerlohns.
1938: 70 bis 100 Schweizer Franken = 40-60% eines damaligen Handlangerlohns.

Mehr zum Thema finden Sie im Buch "Reckingen. Dorf und Pfarrei" im Beitrag "Von der Selbstversorgung zur Geldwirtschaft", Autor: Hans Schmidt.
 

 

In der Tabelle nicht mitgerechnete Einkommen
Im ausländischen Solddienst waren dies:

 
  1. Gewinn aus Kapitaleinsatz
Kommandanten, die zugleich Regiments- oder Kompanie-Inhaber waren, wurden zusätzlich für die Rekrutierung, Ausrüstung, Besoldung und Versorgung ihrer Untergebenen bezahlt. Die Differenz zu den effektiven Ausgaben war ihr Unternehmergewinn. Gefallene ledige Soldaten erhöhten den Gewinn, da deren Sold nicht mehr ausbezahlt werden musste.
 
  2. Gewinn aus Plünderungen, Requisitionen und Kontributionen
Vor ca. 1650 ein lukrativer Nebenerwerb aller Beteiligten. Später wurde den Mannschaften das Plündern verboten. Höhere Offiziere erhielten aber oft so genannte Ehrengeschenke (requirierte kostbare Waffen, Schmuckstücke, Uhren, wertvolle Bücher) oder profitierten von Kontributionen, die besetzten Dörfer und Städte bezahlen mussten.
 
 
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